Zukunftszuversicht - von „u“ bis „i“ – Eine kleine Anatomie der Zuversicht
- Caroline Winning
- 24. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Wenn ich dieses optimistische Wort lese, fallen mir die 3 "u"s am Anfang und ein "i" am Ende ins Auge. Das "u" mit seinen herab- und heraufschwingenden Bögen verbindet uns mit Boden & Grund, Tiefe & Tal. Beim Erfahrbaren Atem, begründet von Ilse Middendorf, senkt sich der Beckenboden, wenn wir den Ausatmen mit einem "u" begleiten. Halt und Stabilität erfüllen mein System, ich werde geerdet und ruhig.
Das "i" dagegen ist gekrönt durch einen Punkt, eine Fokussierung auf einen klaren Kern. Diese Anschauung ist für mich ein stimmiges Bild, wenn ich darüber nachdenke, welche Haltung mir in unserer turbulenten Zeit taugt. Ich will den Kopf aufrecht halten statt in den Sand zu stecken & schaffe das vor allem dann, wenn ich mich dabei immer wieder des Bodens vergewissere und meine Aufmerksamkeit klar bündele. Besonders wenn im Außen immer weniger Halt zu finden ist, nutze ich kleine Momente im Tag, im festen Urgrund Anker zu schlagen. Ich drücke die Füße in den Boden, atme in meine Mitte, lege meinen Körper auf den mich ewig tragenden Boden. Ruhe und Vertrauen strömen in mir und schenken mir die Gewissheit: die Stürme kommen & gehen und hinterlassen ein beruhigtes Meer.
Was hilft dir, um dich deines inneren Halts zu vergewissen?

Den Kopf nicht in den Sand zu stecken braucht eine immer wieder neu zu schärfende Ausrichtung auf das, was stärkt, löst und Klarheit schafft. Worauf will ich meinen Fokus richten, wenn die Nachrichtenwelle mich überrollt? Welchen Blick auf die Welt möchte ich einladen? Wie grenze ich mich gegenüber Absolutismus & Fatalismus ab? Wir haben es in der Hand, wohin der Kegel unseres inneren Scheinwerfers gerichtet wird. Nicht, um nur noch Blümchenwiese zu sehen, während es drumherum brennt. Sondern um klare Gedanken fassen zu können, wenn es darauf ankommt.
Die Stille ist einer der Inseln, die ich aufsuche, wenn die Wellen mal wieder über mir zusammenschlagen. Die Reduktion von Medien, der Blick ins Grüne statt in die Zeitung sowie ein bewusstes Stehenbleiben für ein freundliches Gespräch sind anreihende Archipel, die mir seelisches Gleichgewicht verschaffen.
Diese Wahl treffe ich immer wieder neu, bleibt sie doch nicht selbstverständlich mein Kompass. Wie eine Wanderin durch unkartiertes Gelände gehe ich den Weg in Richtung Zukunftszuversicht vortastend und erkundend. Und weiß dabei: der Weg ist das eigentliche Ziel, die Aussicht nur der Vorwand.
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