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Authentisch sein - was es bedeutet und wie es gelingt

Ich wurde kürzlich interviewt. Eine Reporterin der Neon.de fragte mich, was es bedeutet, authentisch zu sein und wie es gelingt, authentisch zu leben.  Mich freut es, dass die Frage nach einem authentischen Leben immer weitere Kreise zieht. Ich wünsche mir, dass wir einander ehrlich begegnen, uns innerlich nicht verbiegen oder an äußeren Autoritäten orientieren. Das erfordert Mut, zu uns selbst wie zu anderen.  Also habe ich mir Zeit genommen und einige Antworten formuliert. Ich drucke sie hier in Reinform ab, zum Neon.de-Artikel habe ich ganz unten verlinkt.  Für unsere derzeitigen gesellschaftlichen Herausforderungen brauchen wir ein neues Bewusstsein. Dieses geht einher mit einer stärkeren Empathie für mich und andere, mit einer Achtung vor unserer Unterschiedlichkeit und mit einer klugen, mutigen Weitsicht, die über das eigene Leben und vor allem die nächste Wahlperiode hinausreicht.  Das beginnt bei jede/r/m selbst: kann ich mir morgens ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen? Erlebe ich mich als vital, kraftvoll und gesund? Und vor allem: bin ich wirklich glücklich? Fragen, die wir mit der Frage nach der eigenen Authentizität beantworten können.


Hier das ganze Interview:


"Was genau heißt „authentisch sein“?"


Authentisch sein heißt: ich nehme mich wahr. Ich erlebe bewusst, was ich in diesem Moment denke, fühle, körperlich spüre und brauche. Statt im Autopilot zu sein bin ich verbunden damit, was innerlich gerade in mir vorgeht. Welche Gefühle, Empfindungen und Bedürfnisse habe ich? 

Zweitens heißt es: ich nehme all das ernst. Ich drücke meine Gefühle nicht weg, ich ignoriere meinen schmerzenden Körper nicht, ich verdränge meine Bedürfnisse nicht, sondern achte und respektiere sie. D.h. ich geben ihnen Ausdruck und suche Möglichkeiten, sie mir zu erfüllen. Auf diese Weise handle ich zutiefst im Einklang mit mir selbst. 


Dabei geht es nicht darum, in jedem Moment meines Lebens alle meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, geschweige denn alle meine unerfüllten Bedürfnisse zu befriedigen. Manchmal ist dies schlicht nicht möglich und das gilt es anzuerkennen und zu akzeptieren. Der wesentliche Schritt ist jedoch, beides überhaupt zu spüren. Wenn ich bspw. lange in einem nervigen Job verharre, habe ich den Kontakt zu meinem Bedürfnis nach Wachstum oder Inspiration verloren. Das zu spüren bringt mich zurück zu mir selbst. Ich werde wieder authentisch, wenn ich wahrnehme: hier geht es für mich nicht mehr weiter. Danach folgt der Schritt der Handlung.


"Was bringt mir Authentizität?"


Vor allem bringt es mir physische und psychische Gesundheit. Menschen, die sich selbst nicht spüren und beständig über sich hinweggehen, merken dies irgendwann meist an körperlichen Symptomen, unglücklichen Beziehungen oder unbefriedigender Arbeit. Wenn wir uns selbst ignorieren und nur wenig bis keinen Kontakt zu dem, was wir fühlen, spüren und brauchen haben, vernachlässigen wir uns. 

Authentisch zu sein, indem ich wahrnehme, wie es mir geht, erlaubt es mir im Leben schneller zu merken, wann ich eine Richtungsänderung vornehmen sollte. Ich werde verstärkt zum Gestalter meines eigenen Lebens und erlebe mich so als wirksamer. Authentisch zu sein verschafft mir damit ein Selbstvertrauen und eine Selbstbestimmtheit.


"Wie wichtig ist es, dass ich authentisch bin (z.B. in Beziehungen / im Job)?"


Das kommt darauf an: möchtest du ein erfülltes, lebendiges, kraftvolles, gesundes Leben führen oder nicht?

Authentisch zu sein heißt, ich bin mir selbst auf der Spur. Ich bin in Verbindung mit dem, was ich wirklich möchte, gut kann, liebe und brauche. Im Grunde bin ich als authentisch lebender Mensch in Einklang mit dem Leben. Leben heißt in diesem Zusammenhang: das, was uns begegnet und nicht das, was wir geplant haben. Wenn wir nur auf Letzterem beharren, kann es sein, dass wir das Leben verpassen. 


"Gibt es auch Situationen im Leben, in denen ich nicht unbedingt authentisch sein muss?"


Vielerorts ist der Umgang mit Gefühlen nicht gewohnt, den Meisten bereitet das Zeigen von tiefen Emotionen ein Unbehagen. In diesen Momenten ist es sinnvoller, wenn ich mich anpasse und meine eigenen Gefühle dosiert einsetze.  

Innerlich halte ich jedoch die Verbindung zu mir und spüre hinein: wo gehe ich mit, ab wann stimmt es für mich nicht mehr. Ich nehme meine auftauchenden Empfindungen achtsam als Signalgeber wahr, um zu schauen, ob das Ganze gerade eine gute Richtung nimmt oder nicht. 


"Warum fällt es mir manchmal so schwer, ich selbst zu sein?"


Als Kinder sind wir zutiefst authentisch - pur und völlig verbunden mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen. Wunderbar! Das ist uns zu dem Zeitpunkt unserer Entwicklung jedoch noch nicht bewusst. Es folgt eine Phase, in der wir lernen, uns in soziale Gruppen einzufügen, die Normen der Gesellschaft zu verinnerlichen und uns anzupassen. Wir werden sozial. Die ursprüngliche Verbindung zu unserem inneren Wesen - fern ab jeder Normen, Regeln & Rollen - müssen wir wieder erlernen.

Doch es ist genau das: ein Lernprozess. Um mich wieder zu fühlen, muss ich es schaffen, nicht nur meinem Verstand zu lauschen, sondern in mich reinzufühlen. Hierbei begegnen mir zudem alte Muster, die mich darin begrenzen, ganz ich selbst zu sein. Diese gilt es zu erkennen und sie Schritt für Schritt abzulegen. Hier dient ein systemischer Blick: wem werde ich unähnlich aus meiner Herkunftsfamilie, wenn ich es anders mache? Dieser Spur gilt es zu folgen, wenn ich meinen eigenen Weg gehen will. 


"3/4/5 Tipps, für mehr Authentizität im Leben"


Mir hat die Gewaltfreie Kommunikation unheimlich geholfen. Sie war DER Schlüssel zu meiner Innenwelt und hat mich tief mit mir selbst in Berührung gebracht. Mit ihrer Hilfe habe ich wieder gelernt, auf mich selbst zu hören. Und so Schritt für Schritt meinen eigenen, authentischen Weg zu gehen.


Ansonsten empfehle ich:


Hör auf deinen Körper! Er sagt dir in den meisten Fällen deutlich, wann zuviel zuviel ist. Sei achtsam, spüre in dich hinein und nimm wahr, wo es grade eng ist, welcher Körperbereich drückt, schmerzt oder sich unwohl anfühlt. Lass das Körpergefühl da sein, dräng es nicht weg. Es geht darum, uns wieder mehr zu spüren und so unsere Grenzen wahrzunehmen. Fühlst du, dass sich eine große Last auf deine Schultern legt? , nimm das wahr, geh nicht dagegen an und spür die Last. Meist wird sie, wenn man ihr den Raum gibt, begleitet durch ein Gefühl, vielleicht Traurigkeit oder Wut. Vielleicht bist du wütend auf dich, weil du es wieder nicht geschafft hast, gut auf dich zu achten. Deine Gefühle sagen dir genau, was du gerade brauchst. Unterstützung, Zeit für dich etc.


Stell dir Fragen. Was fühle und spüre ich? Was brauche ich in diesem Moment? Was treibt mich gerade an und wie gut tut mir das? Aus welchem Gefühl heraus handele ich? Aus einem positiven oder einem drängenden, eher negativen Gefühl heraus? 

Schön wäre es, wenn wir uns auf den Weg zu uns selbst machen, BEVOR unser Körper streikt oder unser Leben aus den Fugen gerät. Dazu kann es hilfreich sein sich zu fragen: bin ich erfüllt und glücklich mit dem, was ich tue und wer ich bin? 

Fragen über dich und dein Leben sind ein guter Anfang, authentischer zu werden…


Hier ist der ganze Artikel zu lesen:

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