Durchhalten, es geht vorbei - die kritischen Tage unseres weiblichen Zyklus
Tag 15 meines Zyklus, oder anders ausgedrückt: ein Ruckel-Tag. Hauptsächlich merke ich dies an der inneren Unruhe, die mich an solchen Tagen jedesmal in Beschlag nimmt. Ein wirres, flattriges Grundgefühl, eine Art Rastlosigkeit, die in Beinen, Bauch & Kopf Trampolin springt, macht sich breit und raubt mir den letzten Nerv. Fühle ich mich in einer Minute noch selig, ächze ich 2 Sekunden später ungeduldig über den lahmen Zug, die rücksichtslosen Passanten oder das quälend langsame Laden der Internetseite. Am besten ich gehe mir an diesen Tagen selbst aus dem Weg, sonst droht die Gefahr, dass mich das Stimmungskarussell von himmelhochjauchenzd bis zutodetrübt wirbelt.
Solche Ruckeltage haben wir vier Stück während unseres Zyklus. Sie kündigen verlässlich den Wechsel von einer zum nächsten Phase an, sprich vom Winter in den Frühling - Tag 5/6, weiter zum Sommer - Tag 11/12, Herbst - Tag 19/20 und wieder zurück zum Winter - Tag 27/28. Es ist ein wenig so, als würde zu diesen Zeitpunkten mit aller Kraft innerlich ein eiserner Hebel quietschend umgelegt, bis wir uns ganz in die nächste Phase eingeschwungen haben.
Die vier Zyklusphasen in Analogie zu den Jahreszeiten zu setzen, beschreibt ihre Grundzüge recht gut:
Der Winter steht für die Zeit unserer Blutung mitsamt ihren einleitenden und ausklingenden Tagen. Er lädt uns ein, in Rückzug von der Außenwelt zu gehen, uns Pause zu gönnen, uns zu pflegen und nach innen zu lauschen. Die Tage der Menstruation gehen einher mit intensivem emotionalen Erleben - der Begegnung unseres dunkelsten Schatten wie unserer tiefsten Vision.
Der Frühling bringt uns langsam wieder stärker mit der Außenwelt in Kontakt. Noch sind wir jedoch aufgefordert, es ruhiger angehen zu lassen und diese Phase als eine Spielerische zu erleben. Unsere Lust auf Kreativität und Tun erwacht, uns treibt die Neugier, Leichtigkeit, das Ausprobierens und Spinnens von Ideen & Plänen.
Erst im Sommer ist unsere Energie auf ihrem allerhöchsten Stand. Hier können wir mit Leichtigkeit 1000 Dinge auf einmal tun und unsere Vorhaben tatkräftig vorantreiben. Wir fühlen uns am attraktivsten, sind schnell in Kontakt mit anderen und genießen das pure Leben.
Nach diesem Höhenrausch bringt uns der Herbst wieder zur Besinnung, indem er einen Gang runterschaltet. Jetzt können wir uns fragen, wie zufrieden wir mit unserer Ernte sind, was wir lieber noch einmal überdenken sollten und wofür wir dankbar sind. Erntezeit halt. Der Herbst bringt auch unseren inneren Kritiker verstärkt auf die Bühne, ist er doch unsere innere Instanz, die prüft, aussortiert und zu Verbesserung mahnt. Er ist gleichzeitig das Tor auf dem Weg zur kommenden Winterzeit, in der wir angehalten sind, Verantwortung für unser authentisches Wohlbefinden zu übernehmen und unserem inneren Ruf mit ehrlicher Offenheit zu lauschen.
Seitdem ich meine Zyklusphasen und Zwischentage kenne, weiß ich meine Laune im Laufe des Monats und innerhalb der Umschalttage deutlich besser zu verstehen. Das Wissen darum hat ein neues Bewusstsein in mir eröffnet, das weiß: Halte durch, es geht vorbei!
Diese neue Maxime bringt viel Gelassenheit mit sich. Wo ich mir früher den Kopf darüber zerbrochen hätte, was mit mir mal wieder nicht stimmt, bleibe ich heute abwartend und akzeptiere den Status Quo. Morgen ist ein neuer Tag.
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