Vier Tropfen Zuversicht: Innere Bilder nutzen: Ein heilsamer Umgang mit Angst, Schmerz und Ohnmacht
- Caroline Winning
- 1. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Krankheiten gehen mit allerlei medizinischen Behandlungen einher, von denen manche mitunter schmerzhaft sind. Oft haben wir bereits vor der Behandlung Angst, weil wir nicht wissen, wie wir mit dem Schmerz zurecht kommen oder körperliche Eingriffe Gefühle von Ekel oder Ohnmacht in uns auslösen.
Angst vor Eingriffen zu haben, ist eine natürliche, schützende Reaktion. Sie macht uns wach, so dass wir uns mit dem, was auf uns zu kommt, auseinandersetzen können. Gleichzeitig bewahrt sie uns vor allzu tollkühnen Verhaltensweisen, die unseren Organismus noch stärker durcheinander wirbeln könnten, als ihm gerade gut tut.
Wir können unsere Angst auch dafür nutzen, uns konkreter mit dem zu befassen, was sie ausgelöst hat. Fragen wir uns gezielt: Wovor habe ich eigentlich Angst?, wird das was bisher diffus war, klarer. Vielleicht ist es die Zeit nach dem Eingriff, für die wir uns fragen, ob wir auf Hilfe angewiesen sein werden. Vielleicht ängstigt uns auch der Eindruck anderer leidender, kranker Menschen, den wir nur schwer von uns fernhalten können. Was auch immer die Angst füttert, wird greifbarer, wenn wir gezielt danach fragen.
Im nächsten Schritt können wir uns fragen, wie wir uns vor, während und nach dem Eingriff fühlen möchten. "Wie darf es mir am Abend vor dem Eingriff gehen? Wie möchte ich den Morgen verbringen? Welche Gedanken möchte ich während der Behandlung haben? Welche Gefühle sollen mich nach dem Eingriff begleiten?"
Wie soll mein innerer Film dazu aussehen? Welche stärkenden und angenehmen Phantasien kann und will ich dazu haben - soweit möglich. Es geht dabei nicht um rosafarbenes Übertünchen jeglicher unangenehmer Gedanken, denn diese sind real und nützlich, wie wir gesehen haben. Dennoch haben wir unsere kreative Vorstellungsgabe & die Macht, unseren Fokus bewusst zu lenken, mit dem wir dem Schrecklichen seine Übermacht nehmen können. Unser innerer Zustand kann sich so vom ausgelieferten Gelähmtsein in eine aktivere Rolle in Richtung des eigenen Wohls bewegen.
Unsere inneren Bilder dürfen sich dabei verändern, wenn wir spüren, dass dies uns gut tut. Bewegung als immerwährendes Prinzip kann uns so behilflich sein, unser Erleben immer wieder neu auf Heilung, Kraft & Zuversicht auszurichten.

Hier findest du eine kleine Visualisierungsübung, die du gern für dich so nutzen & anpassen kannst, wie du magst (in Anlehnung an Maggie Phillips):
Finde für dich ein inneres Bild, bei dem du dich unbeschwert gefühlt hast. Das kann ein kurzer Ruhemoment sein, wo du in deiner Lieblingsecke gesessen hast oder das saftige Grün genossen hast - ein kleiner Augenblick von Zufriedenheit. Dies kann auch ein Moment des Spielens mit deinem Kind oder ein gemeinsames Lachen mit einem Freund sein. Du kannst innerlich danach suchen oder dich überraschen lassen, welches innere Bild in dir auftaucht.
Male dir das Bild möglichst kräftig aus. Versuche, es mit all deinen Sinnen zu erzeugen: was siehst du? Was hörst du? Was fühlst und spürst du? Was riechst oder schmeckst du? Lass ein ganzheitliches Bild in dir auftauchen und begib dich mit deiner ganzen Phantasiekraft hinein. (Falls du zwischendrin in weniger angenehme Gefühle abrutschst, kehr einfach zurück zu dem angenehmen inneren Bild.)
Prüfe die Stärke des Bildes, sobald du ein positives oder zumindest neutrales Erleben dazu in dir aufgebaut hast. Falls du im Moment eine Schmerzstärke von über 5 (auf einer Skala von 0-10) hast, geh zu dem Bereich, der gerade weh tut oder dich belastet und schau, was es macht, wenn du dein positives inneres Bild damit in Verbindung bringst. Was geschieht, wenn du zwischen beidem immer wieder hin- & herpendelst? Nimm deine Atmung dabei mit, indem du beim Einatmen an das schöne Bild denkst und beim Ausatmen an die schmerzende Körperstelle. Versuche, auf eine Stärke von 0-2 zu gelangen, indem du solange pendelst, bis dieser Zustand erreicht ist. Wenn du unterhalb von 5 liegst, konzentriere dich zuerst auf dein angenehmes Bild und versetze dich dann in eine Situation in letzter Zeit zurück, in der du unter mäßig starkem Schmerz oder Unwohlsein gelitten hast. Was geschieht, wenn du dein Bild von Unbeschwertheit damit verbindest?
Falls dein positives Bild von der Belastung oder dem Schmerz überlagert wird, tauche ein klein wenig sinnlicher in das angenehme Bild ein. Was riechst, siehst, schmeckst oder spürst du, wenn du deine Sinne noch schärfer stellst?
Ich wünsche dir einen schmerz- und angstfreien Zustand!
Quelle: das sehr lohnende kleine Büchlein "Chronische Schmerzen behutsam überwinden" von Maggie Phillips
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