Die Welt beginnt in uns
- Caroline Winning

- vor 1 Tag
- 2 Min. Lesezeit
Die Verbindung zur Welt bricht ab, wenn wir die Verbindung zu uns selbst nicht pflegen. Je mehr wir uns spüren und in einen fühlenden Bezug zum Geschehen gehen, desto mehr schwingen wir uns ein in die Felder, die uns umgeben. In dieser Art Resonanzvorgang erleben wir uns mit der Welt im Verbund anstatt der Überzeugung anheimzufallen, sie sei gegen uns, ein Fremdkörper, mit dem wir uns arrangieren müssten.
Zeilen, die mir kommen, während ich die Bücher beiseite gelegt und eine Weile in den Himmel geschaut habe. Meine Hand liegt auf dem Herz. Ich lausche nach innen, in meinen Leib, der meiner Seele ein Heim bietet. Wenn ich auf diese Weise eine Frage an mich richte oder ein Thema bewegen will, kann ich die haarfeinen Regungen meines Inneren, manchmal gar ein glasklares Bauchempfinden wahrnehmen, was mich zu einer Antwort führt. Die Stille ist die Grundlage für die innere Kommunikation. Aus ihr tauchen Impulse, Bilder, Gefühle und Körperregungen auf, die meine Entscheidung, meine nächsten Schritte, meine Reaktion auf die Welt formen.

Zugegeben: die Stille ist eine Errungenschaft, aufbauend auf vielen Jahren meditativer Praxis und innerer Arbeit. Noch heute gibt es Tage, an denen ich sie jedoch vermeiden will, mich ganz im Außen verstreue statt ruhig zu werden. Ein Teil von mir ist immer noch nicht daran gewöhnt, dass Stille soviel Ertrag bringen kann. Ihm will nicht in den Schädel, dass beim Nichtstun soviel herausspringen kann. Lieber doch ein Buch in die Hand nehmen. Oder das Handy, um mehr von der Welt zu erfahren. Dabei ist meine innere Welt, unser aller innere Welt doch so unendlich reich - reich an Wissen, Erkenntnis, reich an Beseeltheit und Frieden. Keine Serie der Welt beschert mir solch eine tiefe Erfüllung wie das Hinabtauchen in die eigenen Urgründe.
Vielleicht liegt genau hier der Wendepunkt unserer Zeit: in der Rückkehr zu uns selbst, dorthin, wo die Stille wohnt. Wenn wir lernen, ihr zu lauschen, statt dem endlosen Rauschen im Außen, entsteht eine andere Form von Wissen – das Wissen des Herzens.
Aus dieser Tiefe heraus antwortet das Leben auf uns. Nicht als Zufall, sondern als Resonanz. Die Verbindung zur Welt beginnt dort, wo wir uns selbst wieder hören.




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